Claudia Pargfrieder ist bereits seit 2009 bei BEKO tätig: zu Beginn assistierte sie der Linzer Standortleitung; seit der Elternkarenz – sie ist Mama von 2 Söhnen – ist sie Teil unseres HR-Teams. „Nebenbei“ absolvierte sie ein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Johannes Kepler Universität, mit den Spezialisierungsfächern „Personal- und Veränderungsmanagement“ sowie
„Betriebliche und regionale Umweltwirtschaft“. Die Familie, den Beruf und das Studium währenddessen unter einen Hut zu bringen, war eine enorme Herausforderung. Im Interview erzählt
Claudia über ihre Diplomarbeit zum Thema „Führung im Arbeitsmodell Homeoffice“, und wie sie es geschafft hat, ihre Familie und ihren Job mit einem erfolgreichen Studium zu vereinbaren.
Was war das Thema deiner Diplomarbeit, und was war das Forschungsziel?
Das Thema meiner Diplomarbeit war „Führung im Arbeitsmodell Homeoffice. Neue Anforderungen an Führungskompetenzen“. Ziel war es, das Thema Homeoffice aus der Perspektive von Führungskräften zu analysieren, und zu untersuchen, welche Veränderungen für Führungskräfte mit dem Arbeitsmodell „Homeoffice“ einhergehen. Es galt die Kernthemen im Zusammenhang mit Homeoffice aus der Sicht der Führungskräfte zu identifizieren und jene Führungskompetenzen aufzuzeigen, die eine bedeutende Rolle spielen, um den Chancen und Herausforderungen durch das Arbeiten der Mitarbeiter*innen im Homeoffice bestmöglich zu begegnen.
Warum hast du dich für dieses Forschungsthema entschieden?
Die fortschreitende Digitalisierung und die Pandemiezeiten haben die Arbeitswelt grundlegend verändert und ließen insbesondere dem Arbeitsmodell „Homeoffice“ eine wachsende Bedeutung zukommen. In der wissenschaftlichen Literatur wurde zwar die Sicht der Unternehmen und der Mitarbeiter*innen auf das Thema Homeoffice ausreichend erforscht, die Perspektive der Führungskräfte wurde jedoch eher vernachlässigt. In Anbetracht der Aktualität und der Relevanz der Thematik wollte ich einen Beitrag dazu leisten, diese Forschungslücke zu schließen.
BEKO war in Bezug auf Homeoffice schon vor Pandemiezeiten in einer Vorreiterrolle, denn das Arbeiten aus den eigenen vier Wänden wurde bei uns schon vorher umgesetzt und gelebt. Aufgrund dieser langjährigen Erfahrung mit dem Thema war es besonders spannend zu untersuchen, wie Führungskräfte die Veränderungen durch Homeoffice wahrnehmen.
Welche speziellen Herausforderungen siehst du für Führungskräfte im Homeoffice im Vergleich zur traditionellen Arbeitsumgebung?
Herausforderungen zeigten sich, den Erkenntnissen aus der Theorie und der qualitativen Studie meiner Diplomarbeit zufolge, insbesondere in den Bereichen Kommunikation und Beziehung. Im Bereich der Kommunikation ist als größte Herausforderung der Mangel an nonverbaler Kommunikation zu nennen, aber auch der Mangel an informeller Kommunikation sowie der steigende Aufwand die Kommunikation zu koordinieren, da diese nicht mehr in der Kaffeeküche, am Gang oder bei spontanen Begegnungen im Büro stattfindet.
Im Bereich der Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter*in sind der Mangel an persönlicher Interaktion, die Schwierigkeit, Vertrauen und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen und zu erhalten, sowie die Schwierigkeit, Feedback und Unterstützung zu geben, die größten Herausforderungen.
Was die Performance der Mitarbeiter*innen im Homeoffice betrifft, so wird in der Literatur häufig die Angst der Führungskräfte vor Kontrollverlust genannt, die Schwierigkeit, die Leistung der Mitarbeiter*innen im Homeoffice zu beurteilen und ein möglicher Produktivitätsverlust im Homeoffice. Im Gegensatz zur Literatur wurde die Performance der Mitarbeiter*innen im Homeoffice spannenderweise in der qualitativen Studie bei BEKO als überwiegend positiv wahrgenommen. Die Mitarbeiterzufriedenheit wurde häufig als Chance von Homeoffice angesprochen, die sich auch positiv auf die Produktivität der Mitarbeiter*innen auszuwirken scheint.
Hast du während deiner Arbeit bestimmte Strategien oder Ansätze identifiziert oder entwickelt, um diese Herausforderungen anzugehen?
Die Herausforderungen von Homeoffice auf die Führung verdeutlichen die Notwendigkeit für Führungskräfte, die veränderten Anforderungen an Führungskompetenzen wahrzunehmen.
Bei der Auseinandersetzung mit den notwendigen Kompetenzen von Führungskräften im Arbeitsmodell Homeoffice ist die Bedeutung der sozialen Kompetenzen auffallend. Dies wird sowohl in der Theorie als auch in der Empirie bestätigt. Neben Empathie ist insbesondere die verstärkte Bedeutung der Kommunikationsfähigkeit hervorzuheben. Hierbei liegt der Fokus auf dem informellen Austausch, mit dem es auch aus der Distanz gelingen kann, das Vertrauen und die Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter*innen aufzubauen und zu erhalten.
Des Weiteren zeigten die Ergebnisse digitale Kompetenz, Kenntnisse im Projektmanagement, Ergebnisorientierung und Selbstmanagement, sowie Change Management, Agilität und Sensemaking als wesentliche Führungskompetenzen für die Führung von Mitarbeiter*innen im Homeoffice.
Basierend auf deinen Forschungsergebnissen, welche Zukunftstrends oder Entwicklungen siehst du in diesem Bereich?
Die Ergebnisse der qualitativen Befragung lassen darauf schließen, dass die Führung im Arbeitsmodell Homeoffice von weiteren kritischen Erfolgsfaktoren beeinflusst wird. Neben den entsprechenden Führungskompetenzen erscheinen Aspekte wie die Einstellung der Führungskraft zu Homeoffice, die Vorbildfunktion der Führungskraft sowie die Frequenz und Intensität der Nutzung von Homeoffice durch die Mitarbeiter*innen als überaus relevant für die erfolgreiche Mitarbeiterführung. Die, von der Mehrheit der befragten Führungskräfte gewünschte, Balance zwischen Homeoffice und Präsenz bestätigt auch die Tendenz in der Praxis zu hybridem Arbeiten als Mischform aus Homeoffice und Präsenzarbeit.
Theorie und Empirie stimmen auch überein, dass zukünftige Generationen Arbeitsmodelle wie Homeoffice noch stärker einfordern werden. Im Hinblick auf die zukünftigen Generationen bleibt überdies spannend, wie sich das Arbeitsmodell Homeoffice weiterentwickeln wird bzw. muss, um den Anforderungen der Mitarbeiter*innen und Führungskräfte der Zukunft gerecht zu werden.
Wie hast du die Unterstützung von BEKO während deines Studiums erlebt?.
Die Unterstützung durch BEKO war außergewöhnlich positiv. Neben einer sehr flexiblen Arbeitszeitgestaltung erfuhr ich große Unterstützung beim Verfassen meiner Diplomarbeit. Die qualitative Studie im Rahmen der Diplomarbeit wurde in Zusammenarbeit mit BEKO durchgeführt. Die Unterstützung des Unternehmens hat es mir ermöglicht, wertvolle Einblicke in die Praxis von Führungskräften bei der Führung von Mitarbeiter*innen im Homeoffice zu gewinnen.
Danke an dieser Stelle an die Geschäftsführung für diese Möglichkeit, die laufende Unterstützung und das entgegengebrachte Vertrauen. Ein großes Dankeschön gebührt auch all jenen Führungskräften, die an meiner qualitativen Studie teilgenommen haben!